Mehr als 5000 Jahre ist es her, als die Geschichte
des Gilgamesh, des Königs von Uruk, in sumerischer Keilschrift
auf 12 Tontafeln niedergeschrieben, und im heutigen Irak, in den
siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wieder gefunden wurde.
Somit zählt dieses Epos zu den ältesten der Menschheit.
Gilgamesh, zu einem Teil ein Mensch und zu zwei Teilen ein Gott,
herrschte im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Er ließ
eine Stadtmauer errichten, deren Überreste bis zum heutigen
Tag zu erkennen sind.
In dieser Lyrik treten Themen zu Tage, die heute noch aktuell
sind. Begegnung, Trauer, Schöpfung, Wut, Hass, Liebe, Tod
und die Sehnsucht nach Unsterblichkeit verleihen dem Gilgamesh-Epos
eine besondere Dramatik.
Eine weitere wichtige Rolle in diesem Epos spielt Enkidu, ein
wilder Mann aus der Steppe, halb Tier halb Mensch, dessen Körper
ganz mit Fell bedeckt ist. Geboren von Aururu, der Göttin,
verwandelt sich Enkidu, durch die Tempelhure Schamkat in einen
Menschen. Im weiteren Verlauf begegnen sich der König Gilgamesh,
Tyrann seines Volkes, und Enkidu in der Stadt Uruk. Zuerst ringen
sie umeinander, wer von beiden der Stärkere ist. Doch zu
guter Letzt siegt die Freundschaft zwischen den beiden. Aus dem
König Gilgamesh wird ein weiser Herrscher und gemeinsam mit
seinem Freund Enkidu erlebt er viele Abenteuer.
Der Binger Autor Rüdiger Heins hat sich diesem Epos angenähert
und ihn durch moderne Lyrik neu zum Leben erweckt. Was daraus
entstanden ist, konnte man hautnah in dem sogenannten Tunneltheater
auf dem Gelände der Landesgartenschau in Bingen miterleben.
Unterstützt von einem zehnköpfigen Sprechchor fesselte
Rüdiger Heins mit seiner Lesung über den König
Gilgamesh, die etwa 200 Besucher, welche sich in dem kleinen Tunneltheater
eingefunden hatten.
Untermalt wurde der ganze Vortrag von einer musikalischen Performance
in Form von Percussion und Tanz.
Doch die erste der insgesamt drei Vorstellungen, verlief leider
nicht ganz ohne Pannen. Angefangen mit Störungen in der Technik,
bis hin zu plötzlich auftretender Orchestermusik von der
Freilichtbühne nebenan. Trotz mehrmaligem Hinweis seitens
des Gilgamesh-Chores, wurden die Orchesterproben ohne Rücksicht
auf die
Aufführung im Tunneltheater fortgesetzt. Vollständig
aus dem Konzept gebracht,
versuchte die Truppe um Rüdiger Heins das beste aus der Situation
zu machen.
Diesem gelang es schließlich mit ein paar lockeren Pointen
diese etwas peinliche Klippe sauber zu umschiffen, sodass dem
Publikum trotzdem die Lust an der Aufführung nicht verging.
Nach diesem ersten Auftritt, folgte am 21.6. der zweite, welcher
dann zu Gunsten aller Beteiligten wesentlich erfolgreicher über
die Bühne ging. Nun stimmte alles. Unter anderem wurde an
der Tontechnik noch einiges verändert um die schlechte Akkustik
des Tunneltheaters aufzupolieren.
Anfang März 2008 trafen sich die Mitglieder des Gilgamesh-Projektes
zum ersten Mal, um zu proben. Aus einem zuerst toten Text ist
ein einmaliges und sehr lebendiges Werk geworden, dass nicht nur
das Publikum beeinflusste, sondern auch die Chormitglieder.
„Ich bin schon sehr gespannt, wie das Gilgamesh-Projekt
auf uns, den Chor, wirken wird“ ,erläuterte Rüdiger
Heins ganz zu Beginn des Projektes.
Und es verfehlte seine Wirkung nicht. Es waren im Großen
und Ganzen nur positive Aspekte zu Tage getreten. Durch die Arbeit
an dem Projekt, ist der Chor immer mehr zusammen gewachsen. Man
lernte sich mit der Zeit näher kennen, wodurch auch der Zusammenhalt
gestärkt wurde. Gemeinsam arbeitete man den Text durch. Hier
und da wurde redigiert, verbessert und bestimmte Chorstellen ausgiebig
intensiv geprobt.
Zuerst fanden die Chorproben im Altenheim St. Martin in Bingen
statt.
Danach gab es im Tunneltheater noch zwei Generalproben vor dem
ersten Auftritt.
Aber das alles ging manchmal nicht ohne Spannungen ab. Wo steht
der Chor genau? Wo kann die Percussion platziert werden? Wo steht
welches Mikrofon? Wie soll der gesamte Ablauf überhaupt vonstatten
gehen? Es war nicht immer einfach, aber sehr spannend. Das ohnehin
schon zu kleine Tunneltheater forderte die gesamte Kreativtität
jedes Einzelnen heraus. Und letztendlich brauchte die Choreografin
ebenfalls noch reichlich Platz zum Tanzen.
Am Ende ging doch noch alles gut.
Am 6.9. schließlich wurde das Gilgamesh-Projekt auf der
Landesgartenschau zum letzten Mal aufgeführt. Extra für
diese Aufführung, wurden an dem gesamten Ablauf noch ein
paar Veränderungen vorgenommen. Und das mit vollem Erfolg.
Das Publikum war sichtlich begeistert an diesem Abend.