Das Gilgamesh-Projekt
Ein Held erobert die Landesgartenschau
Michel Römer
eXperimenta 10.2008

Mehr als 5000 Jahre ist es her, als die Geschichte des Gilgamesh, des Königs von Uruk, in sumerischer Keilschrift auf 12 Tontafeln niedergeschrieben, und im heutigen Irak, in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wieder gefunden wurde. Somit zählt dieses Epos zu den ältesten der Menschheit. Gilgamesh, zu einem Teil ein Mensch und zu zwei Teilen ein Gott, herrschte im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Er ließ eine Stadtmauer errichten, deren Überreste bis zum heutigen Tag zu erkennen sind.
In dieser Lyrik treten Themen zu Tage, die heute noch aktuell sind. Begegnung, Trauer, Schöpfung, Wut, Hass, Liebe, Tod und die Sehnsucht nach Unsterblichkeit verleihen dem Gilgamesh-Epos eine besondere Dramatik.
Eine weitere wichtige Rolle in diesem Epos spielt Enkidu, ein wilder Mann aus der Steppe, halb Tier halb Mensch, dessen Körper ganz mit Fell bedeckt ist. Geboren von Aururu, der Göttin, verwandelt sich Enkidu, durch die Tempelhure Schamkat in einen Menschen. Im weiteren Verlauf begegnen sich der König Gilgamesh, Tyrann seines Volkes, und Enkidu in der Stadt Uruk. Zuerst ringen sie umeinander, wer von beiden der Stärkere ist. Doch zu guter Letzt siegt die Freundschaft zwischen den beiden. Aus dem König Gilgamesh wird ein weiser Herrscher und gemeinsam mit seinem Freund Enkidu erlebt er viele Abenteuer.
Der Binger Autor Rüdiger Heins hat sich diesem Epos angenähert und ihn durch moderne Lyrik neu zum Leben erweckt. Was daraus entstanden ist, konnte man hautnah in dem sogenannten Tunneltheater auf dem Gelände der Landesgartenschau in Bingen miterleben. Unterstützt von einem zehnköpfigen Sprechchor fesselte Rüdiger Heins mit seiner Lesung über den König Gilgamesh, die etwa 200 Besucher, welche sich in dem kleinen Tunneltheater eingefunden hatten.
Untermalt wurde der ganze Vortrag von einer musikalischen Performance in Form von Percussion und Tanz.
Doch die erste der insgesamt drei Vorstellungen, verlief leider nicht ganz ohne Pannen. Angefangen mit Störungen in der Technik, bis hin zu plötzlich auftretender Orchestermusik von der Freilichtbühne nebenan. Trotz mehrmaligem Hinweis seitens des Gilgamesh-Chores, wurden die Orchesterproben ohne Rücksicht auf die
Aufführung im Tunneltheater fortgesetzt. Vollständig aus dem Konzept gebracht,
versuchte die Truppe um Rüdiger Heins das beste aus der Situation zu machen.
Diesem gelang es schließlich mit ein paar lockeren Pointen diese etwas peinliche Klippe sauber zu umschiffen, sodass dem Publikum trotzdem die Lust an der Aufführung nicht verging.
Nach diesem ersten Auftritt, folgte am 21.6. der zweite, welcher dann zu Gunsten aller Beteiligten wesentlich erfolgreicher über die Bühne ging. Nun stimmte alles. Unter anderem wurde an der Tontechnik noch einiges verändert um die schlechte Akkustik des Tunneltheaters aufzupolieren.
Anfang März 2008 trafen sich die Mitglieder des Gilgamesh-Projektes zum ersten Mal, um zu proben. Aus einem zuerst toten Text ist ein einmaliges und sehr lebendiges Werk geworden, dass nicht nur das Publikum beeinflusste, sondern auch die Chormitglieder.
„Ich bin schon sehr gespannt, wie das Gilgamesh-Projekt auf uns, den Chor, wirken wird“ ,erläuterte Rüdiger Heins ganz zu Beginn des Projektes.
Und es verfehlte seine Wirkung nicht. Es waren im Großen und Ganzen nur positive Aspekte zu Tage getreten. Durch die Arbeit an dem Projekt, ist der Chor immer mehr zusammen gewachsen. Man lernte sich mit der Zeit näher kennen, wodurch auch der Zusammenhalt gestärkt wurde. Gemeinsam arbeitete man den Text durch. Hier und da wurde redigiert, verbessert und bestimmte Chorstellen ausgiebig intensiv geprobt.
Zuerst fanden die Chorproben im Altenheim St. Martin in Bingen statt.
Danach gab es im Tunneltheater noch zwei Generalproben vor dem ersten Auftritt.
Aber das alles ging manchmal nicht ohne Spannungen ab. Wo steht der Chor genau? Wo kann die Percussion platziert werden? Wo steht welches Mikrofon? Wie soll der gesamte Ablauf überhaupt vonstatten gehen? Es war nicht immer einfach, aber sehr spannend. Das ohnehin schon zu kleine Tunneltheater forderte die gesamte Kreativtität jedes Einzelnen heraus. Und letztendlich brauchte die Choreografin ebenfalls noch reichlich Platz zum Tanzen.
Am Ende ging doch noch alles gut.
Am 6.9. schließlich wurde das Gilgamesh-Projekt auf der Landesgartenschau zum letzten Mal aufgeführt. Extra für diese Aufführung, wurden an dem gesamten Ablauf noch ein paar Veränderungen vorgenommen. Und das mit vollem Erfolg. Das Publikum war sichtlich begeistert an diesem Abend.

 

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